Ross Thomas, Das Procane-Projekt

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Ross Thomas, Das Procane-Projekt. Ein Philip-St. Ives-Fall.Aus dem Amerikanischen von Katja Karau und Gisbert Haefs.Alexander-Verlag. 256 Seiten. 16 €

Der jüngste Band der Neuübersetzungen von Ross Thomas‘ Thrillern zeigt den Autor auf dem Höhepunkt seines Könnens. Philip St. Ives, sonst bloß neutraler „Vermittler“ in kriminellen Deals, droht bei der Kooperation mit einem Meisterdieb selbst auf die schiefe Bahn zu geraten.

Philip St. Ives, der Poker spielende Dandy unter Ross Thomas’ Helden, war früher einmal Journalist, bevor seine Zeitung einging. Jetzt geht er einem einträglicheren, dafür aber gefährlichen Job als „Mittelsmann“ nach: Gegen eine satte Provision beschafft er von Kriminellen das zurück, was die seinen Klienten gestohlen haben.

Sein neuer Auftrag bringt ihn mit Abner Procane zusammen, dem erfolgreichsten aller New Yorker Diebe. Dem wurde sein Tagebuch gestohlen. Die Wiederbeschaffung ist ihm hunderttausend Dollar wert, zehn Prozent sind St. Ives Anteil. Der lässt seine Unterwelt-Beziehungen spielen und bald schon beschafft ihm ein Kleinkrimineller das Gewünschte. Allerdings ist er bei der Übergabe tot und im Tagebuch fehlen die entscheidenden Seiten. Auf denen hatte Abner Procane einen genialen 1-Millionen-Dollar-Coup geplant: Den Diebstahl des Gewinns aus einem Heroin-Deal. Die Tagebuch-Diebe wollen ihm offensichtlich zuvorkommen. St. Ives lässt sich von seinem Auftraggeber dazu überreden, an der Sache dran zu bleiben, – und es wird brenzlicg.

Philip St. Ives ist zweifellos der eleganteste der Helden von Ross Thomas und erkennbar das Alter-Ego dieses in Deutschland lange unter Wert gehandelten Schriftstellers. In den vom Alexander-Verlag dankenswerterweise angestoßenen Neuübersetzungen offenbart er sich Vorgängern wie Raymond Chandler als ebenbürtig. Sein Ton ist ebenso schnoddrig, seine Dialoge sind ebenso pointiert, die Plots dagegen weniger verwickelt, dafür aber umso spannender. „Das Procane-Projekt“ liefert den Beweis.

WDR 5 Bücher, 3. Dezember 2022