Als Anfang dieses Jahres feststand, dass das Münchner Traditionslokal „Der Andechser am Dom“ einer Modekette weichen muss, war das der Münchner Abendzeitung AZ die Schlagzeile wert: „Er könnte eine Republik zum Einstürzen bringen.“ Gemeint war der Milliardär August Baron von Finck, dem die Immobilie gehört. Die AZ verlieh ihm den Titel „Patriarch, Phantom und Münchens heimlicher Herrscher.“ Hinter der Behauptung, er könne eine ganze Republik zum Einstürzen bringen, verbarg sich damals nur die Spekulation, dass er das auch wollte. Heute wissen wir mehr. Zumindest wissen wir jetzt, dass er nicht nur mit dem Gedanken spielte, die Republik radikal nach rechts zu rücken, sondern es auch tat. Und immer noch tut.
In den 90er Jahren schon nahm Milliarden Dollar schwere Finck eine überaus wichtige Rolle bei der Gründung der AfD ein. Mit mehr als 8 Millionen Euro unterstützte er ihre Vorgängerpartei „Bund freier Bürger“. Eine über 4 Millionen-Spende war ihm die Unterstützung des „Bürgerkonvents“ der späteren AfD-Politikerin Beatrix von Storch wert. Und mit seiner Firma Degussa beteiligte er sich dann an dem legendären Goldhandel, mit dem die AfD ihre finanzielle Basis stärkte. Und jetzt sprechen starke Indizien dafür, dass er mit seinen Millionen sowohl eine AfD-Unterstützerorganisation wie die AfD-nahe Zeitung „Deutschland Kurier“ finanziert.
Na und? Fragt sich da der Spendenaffären-erfahrene Wähler. Gab es nicht immer schon in der Bundesrepublik die Tradition, dass Milliarden-schwere Kapitalisten sich über Spenden die Parteien gefügig zu machen versuchten? Fütterte nicht der Flick -Konzern in den 70er Jahren sämtliche Parteien mit seinen Millionen, um sich Steuererleichterungen zu erkaufen? Und musste nicht schon ein Bundeskanzler – Helmut Kohl – die Namen seiner illegalen Spender mit ins Grab nehmen, um sich und sie straffrei zu halten? – Auch der Baron – August von Finck – reihte sich übrigens schon frühzeitig mit der sogenannten Mövenpick-Affäre in diese Tradition ein und „kaufte“ die FDP, um für sich Steuervorteile durchzusetzen.
Was also ist der Unterschied zwischen diesen und der jetzigen Spendenaffäre? Zum einen der Empfänger. Die AfD ist, obwohl im Bundestag, keine Partei wie die anderen dort. Nicht von ungefähr steht sie kurz davor, vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden. Auch wenn man dort im Augenblick überaus viel Kreide frisst: In ihr wachsen und gedeihen nach wie vor Ideologien, die in mittel- wie unmittelbarer Nachfolge des Nationalsozialismus stehen. Womit man, zum zweiten, beim Spender ist, dem Baron. Sein Vater, August von Finck senior, gehörte mit zu den deutschen Industriellen, die spätestens ab 1931 die NSDAP mit massiven Spenden unterstützten. Dafür kann man den Junior natürlich nicht verantwortlich machen. Ganz offensichtlich sieht der sich aber wohl in der Tradition des Seniors.
Doc der Junior ist nicht der Senior. Berlin ist nicht Weimar. Eine vom Kapital finanzierte „Machtergreifung“ wird es nicht geben. Trotzdem kann es nicht verkehrt sein, den Gönnern und Finanziers derjenigen genau auf die Finger zu schauen, die die der Machtergreifung folgende Terrorherrschaft als einen „Vogelschiss“ abtun.
WDR 3 Resonanzen Dienstag, 27. November 2018